Die orginal-Kupplungssätze für den Iltis sind inzwischen immer schwerer zu bekommen bzw. die Preise steigen zunehmend.

Grundsätzlich ist es möglich, einen Kupplungs-Satz für den Passat B3 mit 210mm Scheibe zu verwenden, jedoch haben verschiedene Leute schon nach dem Einbau die Erfahrung gemacht, dass die Kupplung nicht sauber trennt.

Dies tritt insbesondere auch dann auf, wenn verschiedene, grundsätzlich geeignete Komponenten gemischt werden.

Nachdem dieses Problem auch dem Autor dieser Zeile passiert ist und der schon komplett eingebaute Motor wieder gezogen werden musste, hat er versucht messtechnisch im Vorfeld zu ermitteln, wann das Problem auftritt.

1. Grundsätzlich geeignete Kupplungen

Wie im Iltis-Wiki zu lesen ist, passen grundsätzlich Kupplungssätze/Teile von LUK oder Sachs für den Passat B3 mit 210mm Reibscheibe.

Entscheident für die Frage, ob eine Kupplung sauber trennt oder im Gegenteil auch rutscht sind u.A. die die verschiedenen Abstände im Gesamtsystem - neben natürlich auch noch andere Parameter, wie etwa Verölung, Zustand der Scheibe und der Tellerfedern usw., die aber in diesem Artikel nicht beachtet werden.

Dabei ist zu beachten, dass es Ausrücklager unterschiedlicher wirksamer Höhe (Mass s10, siehe unten) gibt.

2. Hintergrund

Schaut man sich das Gesamtsystem der Iltis-Kupplung an, dann wird schnell deutlich, dass es hier durchaus auf wenige Milimeter ankommen kann:




Das Übersetzungsverhältnis von Pedal-Weg zum Ausrückweg des Ausrücklagers ist etwa 3:1, wenn man das (natürlich vorhandene) Spiel vernachlässigt. Das Ausrücklager hat damit einen maximalen Ausrückweg von ca. 3cm, wenn alles relativ spielarm eingestellt ist.

Schaut man sich dann die Mechanik der Druckplatte an, dann wird deutlich, dass dieser Ausrückweg wiederum durch die Tellefedern in einen noch geringeren Weg der Druckplatte gegenüber der Reibscheibe umgesetzt wird:



Die mechanischen Parameter dieses Systems sind sehr gut in einem älteren Dokument der Fa. LUK erklärt (Optimierte Kupplungsauslegung Ausrückkraft und Komfort von Dipl.-Ing. Paul Maucher , April 1986) das zumindest zur Zeit auch online verfügbar ist.

Hier sind insbesondere die Kräfteverhältnisse und Wege der Druckplatte mit den Tellerfedern in Verbindung zum Ausrückweg beschrieben, die Basis der weiteren Überlegungen sind.

Im eingebauten, nicht betätigten Zustand der Kupplung "klemmt" die Druckplatte die Reibscheibe gegenüber der Schwungscheibe ein, so dass die Verbindung von Motor zum Getriebe kraftschlüssig ist. Dazu müssen die Tellerfedern genügend Druck aufbauen, sonst würde die Kupplung rutschen.

Wird nun die Kupplung betätigt, dann werden zunächst über die Tellerfedern der Anpressdruck verringert, bis schließlich nach einem bestimmten Weg des Ausrücklagers die Druckplatte beginnt von der Scheibe abzuheben, erst dann trennt die Kupplung vollständig. Damit dies sauber geschehen kann, sind mehrere Maße relevant, die man auch im ausgebauten Zustand ermitteln kann:



Es wurden hierzu verschiedene Kupplungssätze ausgemessen und die Parameter mit den Informationen aus dem LUK-Dokument in eine Excel-Tabelle überführt, die ermittelt, ob die Kupplung sauber trennt und/oder im Gegenteil sogar rutscht.

Hier ein Auszug von Messwerten, die der Autor ermittelt hat, mit Unterstützung eines Forums-Kollegen (Dank an Firle) :



Die farbigen Markierungen basieren auf den Erfahrungswerten des Autors und sind in der o.g. Excel als bedingte Formatierungen hinterlegt.

Die damals verbaute Kombination (Spalte 2: Karger Druckplatte, Clutex Reibscheibe und LUK Ausrücklager) trennten nicht, da sowohl Leerweg als auch Ausrückweg einfach zu groß waren.

Als Abhilfe wurde dann zwischen Druckplatte und Reibscheibe 0,7mm dicke Unterlegscheiben gelegt (Spalte 5: Karger/Clutex/LUK (neu) + 0,7mm Scheiben). Durch diese Maßnahme kam die Kombination in einen ähnlichen Bereich wie ein neuer Sachs-Komplettsatz (Spalte 2) der als Vergleich herangezogen wurde.

Im Ergbnis trennte die Kupplung sauber und rutscht auch nicht.

3. Nutzung der Excel:

Vor Einbau eine neuen Kupplung kann man sich die Excel-Tabelle runter laden und den eigenen Kupplungssatz ausmessen und die Maße eintragen. Dabei ist es wichtig beim Ausrücklager nur bis zur Kontaktfläche des Ausrückhebels zu messen, also die wirksame Höhe des Lagers.

s8 misst man, indem man ein Stahllineal über die Kontaktflächen der Druckplatte mit der Schwungscheibe legt,

s9 und s11 kann man mit einem Tiefenmaß des Meßschiebers durch die Lamellen der Tellerfeder gegen den Tisch messen.

s10 misst man, indem man das Ausrücklager auf die Tellefedern legt und dann analog s9/s11 durch die Lamellen der Tellerfedern vom Tisch bis zur Kontaktfläche des Ausrückhebels am Lager misst.

Nachdem die Maße in die Excel-Tabelle eingetragen sind, ermittelt diese automatisch die verschiedenen Wege und zeigt farblich an, ob es potentiell ein Problem gibt = rot.

Zeile 74 (Klemmweg) zeigt an, ob die Kupplung ggf. rutscht
Zeile 75 und 76 (Leerweg/Ausrückweg bis Trennung) zeigen an, ob die Kupplung ggf. nicht sauber trennt.

Ich habe nichts zu sagen und ich sage es.