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Autor Thema: Bremsenkontrolle nach Wasserdurchfahrt  (Gelesen 12005 mal)

Offline MacSchreck

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Bremsenkontrolle nach Wasserdurchfahrt
« am: 17. September 2010, 20:22 »
Hallo Forum,

hier findet Ihr Antworten auf die Frage, wie man nach vollführter Wasserdurchfahrt die Bremse überprüft oder gegebenenfalls repariert/wartet.





1.) Anleitung zur Bremsenkontrolle:


Nach Wasserdurchfahrten im Gelände kann es vorkommen, daß die Bremsleistung nachlässt und auch nach einiger Zeit (nachdem die Bremse innen getrocknet ist) nicht ihre ursprüngliche Bremswirkung erreicht.

Dann ist es dringend erforderlich, daß die Bremse geöffnet und gewartet/instandgesetzt wird.

Zunächst wird das Fahrzeug aufgebockt, mit Unterstellböcken gesichert und auch gegen Wegrollen gesichert. Zum Schutz des Lacks sollte man Lappen unterlegen. Bei aufgebockter Hinterachse nützt die Feststellbremse wenig, deswegen mindestens Allrad einlegen !



Die Demontage des Rades bedarf wohl keiner Erläuterung...und soll hier auch nicht beschrieben werden.

Um die Bremstrommel zu entfernen, müssen die Bremsbacken zurückgestellt werden. Dazu werden die markierten Schraubenköpfe im nachfolgenden Bild nach links ! gedreht.

Linksdrehung = LÖSEN !

Rechtsdrehung = BELÄGE NÄHER AN DIE TROMMEL !

Dies gilt rundherum für alle Schrauben, Vorder- sowie Hinterachse !



Nun kann man die Bremstrommel abnehemen. Geht dies sehr schwer, müssen sie mit drei M8er Schrauben abgedrückt werden.

Die dafür vorgesehenen Gewinde in den Trommeln müssen unter Umständen mit einem Gewindebohrer geräumt werden.



Nun findet man folgendes Bild vor. Hier kann man sogar erkennen, wie hoch das eingedrungene Wasser gestanden hat.



Der Radbremszylinder verdient besondere Aufmerksamkeit hinsichtlich seiner Dichtheit. Wenn man die Gummimanschette VORSICHTIG anhebt, kann man erkennen, ob dieser undicht ist.



Nun kann man die Belagstärke ermitteln, hier dargestellt die Messung inklusive Belagträger. Die Stärke inklusive Belag und Träger soll 2,9mm nicht unterschreiten.



Hier im Bild ist die Bremsträgerplatte zu sehen, nachdem die bremsmechanischen Teile entfernt worden sind.
Die Federn können mit einer guten Wasserpumpenzange ausgehängt werden. Die Federteller der Zylinderfedern, die die Beläge an die Bremsträgerplatte drücken, werden durch eindrücken gegen die Federkraft mit einer 90 Grad Drehung gelöst.

Die markierten Stellen werden, nachdem der Bremsträger gereinigt worden ist, mit etwas Kupferpaste dünn bestrichen.



Das sind die Einzelteile der Bremse der Hinterachse, bei der es sich um eine Simplexbremse handelt. Die Vorderachse hat eine Duplexanlage und somit zwei Radbremszylinder.



Diese Teile werden gereinigt und gegebenenfalls leicht gefettet. Empfehlenswert ist ein bei hohen Temperaturen nicht tropfendes Fett, wie z.B. Plastilube von TEROSON, das bis 120 Grad Celsius nicht tropft.



Achtet bitte auf die unterschiedlichen Radien der Zugfedern !!! Die grossen Radien werden unten am Bremsbock eingehängt und die kleinen nach außen ragenden Federradien werden in die Belagträger eingehängt, da die Feder dort mit dem zylindrischen Korpus anliegt.



An alle beweglichen Teile kommt etwas Kupferpaste, um ein Quietschen der Bremse zu vermeiden.



Hier nochmal im Detail der Bereich um den Radbremszylinder.



Und hier der untere Bereich der Bremse, mit den eingehängten Federn. Hier wird die Sache mit den unterschiedlichen Radien der Federn vielleicht nochmal etwas deutlicher.
Große Radien unten im Gußteil einhängen, kleine Radien, die nach außen weisen, oben in die Bremsbelagträger.



Montage der Bremstrommel geschieht in umgekehrter Reihenfolge. Dann werden die Beläge durch Rechtsdrehung an die Bremstrommel zurückgestellt und ca. eine Umdrehung wieder gelöst, so daß die Trommel sich frei drehen kann.


Probefahrt....Kontrolle....fertig !!!

Gruß

Markus




2.) Abschluss der Bremsenkontrolle:


So Leute,

daß das nicht allein Selbstzweck war, die Bremse auf Vordermann zu bringen zeige ich mal hier:



Ich hab heute die begehrte Plakette ergattert, bis 09/2012 ist erstmal Ruhe...:)

Gruß

Markus




3.) Kurze Erläuterung zur Gesamtbremskraft:


[quote Schlömer]moin moin
das Ergebis ist doch toll,
wann sind die Bremsen eigentlich durchgefallen? wenn die unter 100 kommen ?[/quote]

Um das nochmal abzuschließen: Die Bremsen sind dann durchgefallen, wenn die Bremskraft in [daN] weniger als 50 Prozent des zulässigen Gesamtgewichts ausmacht.

Konkret auf den Fall Iltis (TD in meinem Fall): Zul.G.G. 2070 kg x 0,5 = 1035 daN Gesamtbremskraft (Vorder- und Hinterachse zusammen.).
Hier fällt bei meinen Werten nun auf, daß der Wagen diese 50 Prozent nicht erreicht: Daher der Zusatz in dem Prüfprotokoll "Blockiergrenze erreicht". Dann schlägt die Haftreibung an den Prüfrollen in Gleitreibung um und eine Messung ist im Prinzip nicht mehr möglich, bzw. hinfällig. (Ich hatte ja erwähnt, daß er sogar aus dem Prüfstand gesprungen war, aufgrund blockierender Räder).
Bei Feuchtigkeit ist dies auch schon eher möglich und die Reifen haften nicht mehr sondern erreichen schon früh die Gleitreibung (die Bremskraft ist dann entsprechend noch geringer).

Ich war nämlich gestern mit Wendelin (dem Golf) beim TÜV und hab den gleich mal bekniet, warum und weshalb....

Gruß nach Cloppenburg (oder wars Cloppenberg...? ;))

Markus





Gruß

Markus