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Autor Thema: Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß  (Gelesen 4019 mal)

Offline Lillifee

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Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß
« am: 28. August 2012, 19:35 »
Guten Abend zusammen,

Der Originallack auf meiner Motorhaube und am Windlauf war schon sehr verwittert, stumpf und ausgebleicht (Vergleiche Motorhaube z.B. mit Stoßstange vorne):



Man brauchte z.B. nur etwas fester über den Lack zu reiben schon wurde das Tuch grün. :(

Einem Tipp des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg folgend habe ich heute die Motorhaube mit einem leicht mit Leinölfirniß getränkten Tuch abgerieben (links behandelt / rechts unbehandelt) und anschließend noch einmal mit einem sauberen weichen Tuch nachpoliert:



Das Ergebnis (nach ca. 8 h) erstaunt mich schon ein wenig:





Ich weiß nicht, ob das auf den Fotos richtig rüberkommt:
Ich kann farblich nur noch einen geringen Unterschied zum Originallack ausmachen, die Motorhaube glänzt auch wieder leicht seidenmatt - Ähnlich wie der Rest vom Fahrzeug.

Ich bin einmal gespannt, wie sich diese Behandlung auf Dauer macht: Ich halte Euch auf dem Laufenden. :)-D

btw.: Hat von Euch schon jemand Erfahrungswerte mit dem "Lack-Konservierungsmittel Leinöl" gemacht?

Gruß
Lillifee

Offline MacSchreck

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Re: Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß
« Antwort #1 am: 29. August 2012, 00:01 »
Dann riecht der Iltis jetzt wie Fensterkitt?

Ich persönlich frische die Farbe mit dem WD40 Kram auf. Das kommt dem "Eindieseln" wohl einigermassen gleich.
Geruchlich ist das WD40 eigentlich ganz angenehm...

Gruß

Markus

Offline Yetie71

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Re: Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß
« Antwort #2 am: 29. August 2012, 04:09 »
Ich hab es jetzt mal an einer "Versuchsstelle" mit Petroleum versucht. Das Ergebnis war schlecht, da das P. zu flüchtig ist und bereits nach einem Tag weg ist.

Offline Lillifee

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Re: Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß
« Antwort #3 am: 29. August 2012, 08:05 »
Hi Marcus,
Zitat von: MacSchreck
Dann riecht der Iltis jetzt wie Fensterkitt?


:D Nein - Das Leinöl ist völlig geruchsneutral (Ich habe zumindest nichts wahrgenommen).
Für "angenehmen Geruch" mußt Du schon andere Mittel aus der Auro-Serie nehmen (Die haben z.B. Holz-Lasuren die riechen lecker nach Zitrone / Orange ;):D)

Zitat von: MacSchreck
Ich persönlich frische die Farbe mit dem WD40 Kram auf. Das kommt dem "Eindieseln" wohl einigermassen gleich.


Ich denke der Effekt wird insgesamt sehr ähnlich sein - Ich habe aber keine direkten Vergleiche vorgenommen.

Ich habe vor kurzem einen Pensionär des Wasserwirtschaftsamtes kennengelernt der u.a. für den Korrossionsschutz an den Schleusenanlagen des Mains zuständig war (und beim Bund bei der Marine) - Von ihm stammt der Tipp. Leinöl wurde nach seinen Angaben früher oft hochstrapazierfähigen Lacken beigemischt (z.B. Bootslacken), ist heute zumeist durch synthetische Produkte ersetzt.
Ich habe im Baumarkt ein 0,75 l-Gebinde für ca. 12 EUR erstanden - Das ist allerdings viel zu groß :D: Ich denke, 0,5l (kosten ca. 8 EUR) dürften für einen ganzen Iltis locker ausreichen.

Zitat von: "Yetie71"
Ich hab es jetzt mal an einer "Versuchsstelle" mit Petroleum versucht. Das Ergebnis war schlecht, da das P. zu flüchtig ist und bereits nach einem Tag weg ist.


Das Leinöl soll nach einer Weile "aushärten" (ca. 4 Wochen) - Die ersten zwei Tage nach der Verarbeitung soll es soweit möglich keine größere Feuchtigkeit abbekommen. Sagt man.B)-

-> Ich werde einmal die Langzeitwirkung bei mir beobachten und berichten. :)-D

Gruß
Volker

P.S.:
Thomas (tommi66) erzählte mir, das Tobias seinen Iltis auch mit Leinöl abgerieben hätte.
Wer nennt nochmal den Iltis mit dem weißen Bombardier-Logo vorne sein Eigen? Den hatten wir doch erst vor kurzem hier irgendwo - Und wenn ich mich recht entsinne  war der ebenfalls noch im Originallack und von Tobi. Wurde der auch mit Leinöl behandelt?

Offline Housil

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Re: Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß
« Antwort #4 am: 29. August 2012, 15:48 »
Zitat von: Lillifee


Das Ergebnis (nach ca. 8 h) erstaunt mich schon ein wenig


8Std?!

Ist dir arg langweilig im Urlaub?! :D




Schaut toll aus!! (tu)
Gruß
Olli

Offline Lancelot

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Re: Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß
« Antwort #5 am: 29. August 2012, 18:06 »
Hallo Prinzessin,

da kannst Du theoretisch auch Fluid Film Liquid A nehmen. Das ist ja auch Wollfett und geliert unter Feuchtigkeit. Wird ja auch zur Konservierung von Wassertanks bei Schiffen empfohlen.

Gruß

Alexander

Offline Lillifee

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Hab' sogar was vom Kölner Dom zu dem Thema gefunden ...
« Antwort #6 am: 30. August 2012, 07:46 »
Zitat von: Housil
8Std?! Ist dir arg langweilig im Urlaub?! :D
Eile mit Weile: Mir passiert häufiger dass - wenn ich eine Dose Farbe aufgemacht habe - einer dieser modernen Lacke bereits ausgetrocknet ist bevor ich meinen Pinsel das erste Mal hineinstecken konnte ... 8-);)
Nein - So war es hier nicht :D: Ich saß natürlich 8 h nur daneben und habe akribisch den Trocknungs-/Aushärtungsprozess beobachtet.
Zitat von: Lancelot
da kannst Du theoretisch auch Fluid Film Liquid A nehmen. Das ist ja auch Wollfett und geliert unter Feuchtigkeit. Wird ja auch zur Konservierung von Wassertanks bei Schiffen empfohlen.

Wie Eure edle Ritterlichkeit wissen sollten scheidet das aus: Eure Prinzessin ist schließlich Vegetarierin. :P
Im Ernst, Alexander: Härtet das Liquid A (in überschaubarer Zeit) aus?

Ich habe mich in der Zwischenzeit nämlich noch ein wenig über Leinöl/-firnis schlau gemacht (Aus http://de.wikipedia.org/wiki/Lein%C3%B6l#Farb-_und_Anstrichmittel und http://de.wikipedia.org/wiki/Lein%C3%B6lfirnis):

Zitat von: wikipedia
Farb- und Anstrichmittel

Leinöl war und ist das wichtigste Bindemittel für Ölfarben noch vor anderen aushärtenden Ölen (wie Mohnöl, Walnussöl). Die Eigenschaften sowohl als Bindemittel als auch als Konservierungsmittel machen Leinöl zur Grundlage der seit Jahrhunderten bewährten Leinölfarben. Die ersten bekannten Erwähnungen des Gebrauchs von ölgebundenen Farben für die Kunstmalerei finden sich in Herstellungsrezepten aus dem 8. Jahrhundert; die Farben bestehen heute vorzugsweise aus gekochtem Leinöl und Pigmenten und enthalten je nach beabsichtigter Anwendungstechnik auch Verdickungsmittel wie Aluminiumstearate zur Erhöhung der oder Abbinde-Beschleuniger).
Das Volumen von Ölfarbe nimmt durch Oxidation (Aufnahme von Sauerstoff) zu, im Gegensatz zum Volumen von Acrylfarbe, das beim Trocknen abnimmt. Deshalb können bindemittelreiche Ölfarbschichten darüber liegende bindemittelarme Farbschichten sprengen, was zur ölfarben-typischen Rissbildung führt: Sie ist daran zu erkennen, dass nur jeweils die obere Farbschicht gerissen und die darunterliegende unversehrt zu sehen ist. Diese Art von Rissen wird als Schwundriss bezeichnet, zur Unterscheidung von den Altersrissen, die bis zum Malgrund (Holzplatten oder Leinwand) hinabreichen. Oft verursacht zu hoher Bindemittelanteil »Speckigwerden«: Dabei wirft die Malschicht durch ihre Ausdehnung Falten, sie bildet also Runzeln, die meist in den dunkleren Partien von Bildern zu beobachten sind, weil die gebräuchlichen dunklen Farbpigmente (braune Erden, Ruß oder Kohle) eine relativ geringe Teilchengröße (um 1 µm) aufweisen und dadurch mehr Bindemittel bedürfen als gröbere Pigmentteilchen.
Der Bindemittelbedarf eines Pigments wird durch die Ölzahl ausgedrückt, einer international genormten Kennziffer (ISO 787 Teil 5), die beschreibt, wie viel Gramm Lackleinöl benötigt werden, um 100 Gramm eines Pigments zu einer zusammenhaltenden, kittartigen Substanz anzuteigen.

Konservierungsmittel

Leinöl ist ein natürlicher Holzschutz und wird seit Jahrhunderten für die Imprägnierung von Holz (Fachwerk, Fenster, Türen, Holzfassaden), Putz, Stuck, Mauerwerk und Terracotta verwendet. Es ist wasserabweisend, jedoch dampfdiffusionsoffen und dringt im Gegensatz zu anderen Bindemitteln (Acrylaten) tief ins Holz ein und polymerisiert im Innern des Holzes zu einer sehr stabilen Verbindung. Die Eindringtiefe und damit die konservierende Wirkung steigt mit der Fließfähigkeit des Öls und wird daher durch Erwärmung oder die Verwendung sauberer und damit dünnflüssigerer Ölqualitäten verbessert. Leinöl ist auch im Außenbereich bei starker Wetterbelastung als Holzschutz geeignet.
Runzel- und Rissbildung werden bei Bau und Handwerk durch mehrmaliges dünnes Aufbringen von Anstrichen und etwa zweitägiges Durchhärten jedes einzelnen Anstrichs vermieden. Jeweils einige Stunden nach dem Anstrich wird noch nicht eingezogenes Öl mit einem Lappen oder Pinsel abgenommen und verteilt. Besonders tief dringt reines, kalt gepresstes, rohes (nicht gekochtes) Leinöl ein, es eignet sich daher am besten zum Grundieren. Gekochtes Leinöl hingegen eignet sich am besten für den Schlussanstrich und zur Farbenherstellung, da es schneller aushärtet und stärker glänzt.
Um den Aushärtungsvorgang (das heißt die Polymerisation) zu beschleunigen, wird Leinöl unter Luftabschluss verkocht. Dadurch entsteht eine anpolymerisierte Form des Öls, das sogenannte Hartöl. Im Handel ist es unter dem Begriff 'Lackleinöl' erhältlich.
Werden diesem zusätzlich Beschleuniger (Sikkative, also Polymerisations-Katalysatoren, oft Zirkon- und Kobalt-Salze) beigesetzt, erhält man den Leinölfirnis. Der Begriff kommt aus dem Französischen (von 'le vernis' = Lack). Ein solcher Firnis härtet zwar schneller (Tage bis Wochen) aus, dringt aber unverdünnt nicht so tief ins Holz ein. Daher verwendet man Lösemittel (Terpenen) zur Verdünnung. Der Holzschutz ist folglich weniger wirksam als bei Verwendung von unverdünntem, kaltgepresstem, rohem Leinöl. Das wiederum lässt sich nicht überall verwenden, weil es nur über sehr lange Zeiträume aushärtet. Die Oberflächen bleiben in dieser langen Phase empfindlich für Staub und Berührung.
Zur Konservierung kann Leinöl mit oder ohne Pigmentbeimischung verwendet werden. Bei hohem Pigmentanteil sind auch helle Farbtöne ein guter UV-Schutz. Hoch pigmentierte Leinölfarben können mit bis zu 10 Volumenprozenten kaltgepresstem, gekochtem Leinöl verdünnt werden.
Leinöl ist ein Bestandteil des Anstrichmittels Labsal, eines Schutzanstrichs aus Wurzelteer, Leinöl und einem Sikkativ (Trocknungsbeschleuniger). Dieser wurde in der Schifffahrt zur Konservierung von Naturfasertauwerk und umwickelten Stahltrossen, teilweise auch von Holz, eingesetzt.
Im Mittelalter wurde Leinöl als Korrosionsschutzmittel für Rüstungen und Waffen verwendet. Das Verfahren hat jedoch mit dem (Schwarzbrennen) nichts zu tun. Man verwendete es früher auch im Fahrzeugbau. Heute kehrt man in Oldtimerkreisen, in der Denkmalpflege und beim gesunden Bauen wieder zu dieser ungiftigen Art der Konservierung zurück. Das Öl bildet eine wasserunlösliche Verbindung mit Fe3+-Ionen im Rost. Zusätzlich bildet das Öl nach dem Abbinden einen rissfreien Überzug.
Durch den Zusatz von Blei(II,IV)-oxid (Pb3O4) zu Leinöl entsteht Mennige (Bleimennige), ein klassisches und hoch wirksames, aber giftiges Korrosions- und Holzschutzmittel, das schon von den Phöniziern um 700 v. Chr. zur Konservierung von Schiffen sowohl innen als auch außen angewendet wurde. Dabei wirkte das Blei giftig und bewuchshemmend in der Außenschicht und als Fungizid im Innenbereich. Die Verwendung des Bleioxids ist jedoch nur noch mit Ausnahmegenehmigung – beispielsweise für Restauratoren – zulässig. Deshalb wird bei modernem Holz- und Rostschutz mit Leinölfarbe statt des giftigen Bleioxids heute Eisen(III)-oxid verwendet. Diese rote Eisenmennige ist ungiftig. Die schimmel- und pilzhemmende Wirkung wird durch die Beigabe von Zinkweiß erreicht.


Zitat von: wikipedia
Der Leinölfirnis ist ein Anstrichmittel, das nach dem Aushärten eine klare, wasserabweisende Schutzschicht aus Linoxin bildet. Diese wird als Firnis oder ebenfalls als Leinölfirnis bezeichnet; der Begriff kommt aus dem Französischen von 'Vernis', was 'Lack' bedeutet. Das Anstrichmittel auf Basis von Leinöl wird vor allem für Holz im Innen- und Außenbereich, aber auch für andere Materialien verwendet. In der Ölmalerei werden häufig Ölfarben aus pigmentiertem Leinöl und verschiedenen Zusätzen erzeugt, die auf der Leinwand zur Ausbildung einer Firnisschicht führen.
Der Leinölfirnis wird aus Leinöl und weiteren Zusätzen wie Sikkativen (Trocknungsmittel), hergestellt und ist honiggelb und leicht dickflüssig. Reines Leinöl kann ebenfalls einen Leinölfirnis ausbilden, wird wegen der langen Trocknungszeit aber seltener verwendet.

Aushärtung

Leinöl trocknet nicht im herkömmlichen Sinne des Verdunstens, sondern härtet durch Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft, also Oxidation, aus. Das Sauerstoffatom „bricht“ zwei Doppelbindungen an den Fettsäureresten auf und bildet an dieser Stelle Sauerstoffbrücken zwischen diesen Fettsäureresten. Diese chemische Reaktion vernetzt die Ölmoleküle zu Triacylglycerin miteinander. Die Triacylglycerine enthalten jeweils drei Fettsäurereste, wie beim Leinöl vor allem die Reste der Fettsäuren Linolensäure und in kleineren Anteilen Ölsäure und Linolsäure. Diese besitzen sodann ein bis drei Doppelbindungen und bieten so räumliche Verknüpfungen der Einzelmoleküle. Es handelt sich damit um eine Form der Polymerisation. Bisher ist der Aushärtungsprozess noch nicht vollständig verstanden. Bei reinem Leinöl dauert das Aushärten je nach Schichtdicke und Untergrund mehrere Tage. Leinölfirnis härtet durch die katalysierende Wirkung der beigemischten Sikkative bereits nach 24 Stunden (bei 20 °C).

Korrosionsschutz

Leinölfirnis kann durch seine Haftung auf dem Untergrund zur Behandlung von Holz, Metallen und anderen Materialien verwendet werden. Nach dem Aushärten bildet Leinölfirnis eine zähelastische, wasser- und witterungsbeständige dünne Schicht. Diese dient als Schutz vor Korrosion und ist ein Holzschutz für den Innen- und Außenbereich. Aufgrund dieser Eigenschaften wird Leinölfirnis im Bootsbau und zur Behandlung von Möbeln (Tisch- und Küchenarbeitsplatten) verwendet. Da Leinölfirnis mit beliebigen Lacken überstrichen werden kann, ist es auch als Grundierung verwendbar.


Aus Korrosionsschutz am Kölner Dom; Lehrstuhl Bauphysik Universität Dortmund; Amin Subh, Carsten Linka:
Zitat von: Subh/Linka
Der Dachreiter wurde zwischen 1855 bis 1861 gebaut
[...]
Die Eisenkonstruktion ist 6,15 m hoch und besteht aus:
- Walzeisen
- Unterbau aus Gußeisen
[...]
Vorhandener Korrosionsschutz:
Bei der Herstellung: Grundanstrich: Leinöl mit Bleipulver
Bei der Montage: Verbesserung der Grundierung: Leinöl mit Bleipulver
Nach der Montage:
Grundanstrich: Leinöl mit Bleimennige
Deckanstrich: Leinöl mit Lithopone
Kommentar: Handentrostung, Pinselanstrich
[...]
Beurteilung des Korrosionsschutzes:
Untersuchungen ergaben:
Gute Korrosionsschutzanstriche auf der Basis:
- Leinöl als Bindemittel
- Bleipulver als Aktivpigment (gilt auch heute noch als unübertroffen


Da ich für meinen Anwendungsfall vor allem ein Bindemittel benötige, um die noch vorhandenen Farbpigmente des alten, verwitterten Lackes (wieder) zusammenzuhalten, scheint mir der Tipp mit dem Leinöl durchaus sinnvoll -> Ich bin gespannt auf die Langzeitwirkung.  

Siehe gegebenenfalls auch entsprechende Diskussionen in anderen Foren:
http://www.rostschutz-forum.de/showthread.php?tid=106
http://www.unimog-community.de/index.php?name=PNphpBB2&file=printview&t=2164&start=0
...

Gruß
Eure Prinzessin

Offline Lillifee

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Leinöl - Nachtrag
« Antwort #7 am: 01. September 2012, 08:44 »
Habe noch ein bißchen weitergeforscht: Leinöl(firnis) wird offensichtlich z.B. gerne in der Trecker- (siehe z.B. oder oder ...) und der Rat-Look-Szene angewendet.

Weiterhin musste ich leider feststellen, dass ich offenbar wieder einmal im verkehrten Baumarkt eingekauft hatte :?:

;)

Ergänzend zum Thema siehe evtl. auch http://www.schrauberseite.de/schrauberseite_patina.html, http://bmw-einzylinder.de/forum/index.php?topic=8341.0, http://www.unimog-community.de/index.php?name=PNphpBB2&file=viewtopic&t=27374, ...

Gruß
Lillifee

Offline Nordsee-Iltis

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Re: Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß
« Antwort #8 am: 06. September 2012, 20:08 »
Moin Moin,
ich fand den Beitrag so interessant, dass ich es an meiner Ilse umgehend ausprobiert habe.. Vor 2 Tagen aufgetragen und .. einfach toll..so glänznd und gepflegt sah die alte Ilse noch nie aus..
Bloss jetzt finde ich es nicht mehr so toll..der Firnis ist trocken..aber die Ilse glänzt noch immer.. hochglanzpoliert..sieht aus wir tarn-Metallic..
ich befürchte fast, der matte Effekt des Lackes ist hin.. das wäre dann weit übers das Ziel hinausgeschossen.. Peinlich.. Hochglanz-Tarn Effekt..
Bei jedem Treffen wäre meine geliebte Ilse die Lachnummer schlechthin..
Was mache ich nun?
Ich hoffe, man kann erkennen, wie glänzend sie dasteht..
Herzliche Grüße von der Nordseeküste
Ingo

Offline Lanci

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Re: Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß
« Antwort #9 am: 06. September 2012, 23:03 »
Hallo zusammen,

wieviel von dem Öl habt ihr für Eure Frechtchen verbraucht? Das Öl müßte eigentlich sehr ergiebig sein, oder?

183 herzliche Grüße
Lanci


( Die Welt entwickelt sich. Was gestern falsch war, kann morgen richtig sein. )

Offline Yetie71

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Re: Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß
« Antwort #10 am: 07. September 2012, 01:02 »
Hallo, ich glaub ich kann dich beruhigen! Nimm einfach einen Schlauch und Shampoo und wasch dein Auto. Das Leinöl ist laut einem Bericht hier nicht wasserresistent.

Offline Lillifee

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Re: Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß
« Antwort #11 am: 07. September 2012, 07:23 »
Oh - Das tut mir leid, Ingo.

Ich würde es erst einmal mit dem Tipp von Yetie71 versuchen.

Wenn das Leinöl / der Leinölfirnis bei Dir bereits ausgehärtet ist wird es aber möglicherweise schwer - Auf die Schnelle habe ich das hier gefunden:
http://heimwerker.x-sites.de/PNphpBB2-printview-t-492-start-0.phtml
http://www.woodworker.de/forum/leinoelflecken-entfernen-t8294.html
http://meinews.niuz.biz/wie-t214299.html?s=ebec24119bf3cbc3faaf7f7fe5761fa7&
...
-> Also wenn Yeties Tipp nicht funktioniert dann evtl. mit Terpentin oder Natronlauge.
Aber Warnung: Das kann gleichzeitig Deinen Lack angreifen -> Probiere es erst an einer unauffälligen Stelle aus.

Interessehalber: Deiner scheint tatsächlich stark zu glänzen - Wieviel Leinöl(firnis) hast Du denn aufgetragen?
Also mein 0,75l-Eimer ist aktuell noch etwas mehr als dreiviertel voll -> Ich habe mit ca. 0,2 l Leinölfirnis
- einen Anhänger komplett (auch von unten) sowie
- einen Iltis (von außen) eingerieben
und bin direkt anschließend (= über das noch unausgehärtete Leinöl) mit sauberen Tüchern nochmal drüber.
So, wie diese Lappen bei mir danach aussahen, habe ich mit denen bestimmt auch noch einmal wieder die Hälfte von dem zuvor aufgetragenen Firnis
wieder abgewischt (Am WE wollte ich einen Zwischenbericht mit aktuellen Zustandsbildern hier einstellen).

Gruß
Volker

Offline Lillifee

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Leinöl = Bindemittel
« Antwort #12 am: 07. September 2012, 09:27 »
Evtl. noch ergänzend - Aus http://www.chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/material/gestaltungs_technik/lacke_und_farben.pdf:

Zitat
2.2.3 Ohne Bindemittel kein Lack

Bindemittel sind unverzichtbar und damit der wichtigste Bestandteil eines Lackes. Sie bilden nach dem Trocknen den harten und beständigen Lackfilm. Während ein Lack immer ein oder mehrere Bindemittel enthält, können andere Bestandteile je nach Lackart oder Verwendungszweck fehlen. So enthält ein Klarlack keine farbgebenden Pigmente, und ein Pulverlack ist frei von Lösemitteln. Um den chemischen Aufbau und die Anforderungen an die Eigenschaften von Bindemitteln zu verstehen, ist es zweckmäßig, zunächst zu betrachten, was geschieht, wenn sich aus dem flüssigen Lack ein Lackfilm bildet, der trocknet und aushärtet.

Löst man ein Harz, z. B. Schellack, in einem Lösemittel und streicht die Lösung auf einen Untergrund, bildet sich zunächst ein flüssiger Film. Dieser wird nach dem Verdunsten des Lösemittels spontan fest und hart. Das Bindemittel
– meist eine Verbindung mit hoher molekularer Masse – verändert sich chemisch nicht, es ist im lösemittelfreien Zustand bei Raumtemperatur ein amorpher, glasartiger Feststoff. Da nur physikalische Vorgänge ablaufen, wird das Verhalten als physikalische Trocknung bezeichnet. Durch Lösemittel kann der Lackfilm wieder verflüssigt werden.

Führt man den gleichen Versuch mit Leinöl durch, welches flüssig und ohne Lösemittelzusatz verstreichbar ist, so bleibt der aufgestrichene Film sehr lange flüssig und klebrig. Erst nach Tagen bildet sich eine feste Schicht, die  allmählich hart und klebfrei wird. Sie ist auch in Lösemitteln nicht mehr löslich. Der Film entsteht durch eine chemische Reaktion, die durch UV-Licht oder durch Zugabe von Kobalt-, Blei- oder Mangansalzen beschleunigt werden kann.


(Hervorhebungen von mir; Anmerkung: Durch "Zugabe von Kobalt-, Blei- oder Mangansalzen" zu reinem Leinöl erhält man Leinöl-Firnis)

Leinöl ist ein Bindemittel: Ein Bindemittel verleiht dem Lack seine dauerhafte Stabilität ("Härte", "Unenmpfindichkeit", ...).

Von daher tut es mir zwar leid es sagen zu müssen, Ingo - Aber ich befürchte ofen gesagt, dass ein Entfernen nicht so einfach werden wird, falls das Leinöl schon polymerisiert ist
(Am Kölner Dom haben die aufgetragenen Leinöl-Anstriche schließlich auch nicht grundlos mehr als ein Jahrhundert den Witterungseinflüssen getrotzt - s.o.) ... 8-)


Gruß
Volker

Offline Stoffel

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Leinölfirnis getränkte Lappen können sich selbst entzünden
« Antwort #13 am: 07. September 2012, 18:43 »
Hallo,

ich habe auch ein wenig herumgestöbert und bin dabei auf die Sicherheitshinweise gestoßen.

http://www.heiko-rech.de/download/pdf/verarbeitung_von_leinoelfirnis.pdf

Punkt 8 Sicherheitshinweise

Zitat von: heiko-rech.de


Selbstentzündungsgefahr
Mit Leinölfirnis getränkte Lappen, Schwämme und Pinsel
können sich selbst entzünden. Dies kommt durch die Wärme, die
bei der chemischen Reaktion entsteht, welche das Aushärten des
Öls herbeiführt.
Die Gefahr der Selbstentzündung steigt, wenn man Lappen
zusammenknüllt, oder Schwämme verwendet, da hier sehr viel
Wärme auf kleinem Raum entsteht und diese nicht entweichen
kann.
Man sollte daher höchste Vorsicht walten lassen und solche
Lappen oder Schwämme nicht einfach so zusammengeknüllt in
die Ecke legen, sondern entweder luftig aufhängen, so dass sie
trocknen können und die Wärme entweichen kann, oder aber
Luftdicht verschließen, um die chemische Reaktion komplett zu
unterbinden.



Nur so als Tipp, damit nicht die Garage und das Auto anschließend in Flammen steht.

Grüße aus Münster

Markus

Offline Lillifee

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Zwischenstand 08.09.2012
« Antwort #14 am: 08. September 2012, 09:36 »
Ausgangszustand:

Zitat von: Lillifee


Aktueller Zustand (08.09.2012):

Das Leinöl ist ausgehärtet (Es fühlt sich nirgendwo mehr klebrig oder so an):







Das Ergebnis der Behandlung des vorher stark auskreidenden Lacks an Motorhaube / Windfang ist besser als ich es erwartet hatte: Die Farbpigmente wurden durch das Bindemittel gefestigt und auch vom ganzen Erscheinungsbild her kann man das jetzt meines Erachtens wieder als "Lack" bezeichnen (Wasser perlt z.B. wieder ab und wird nicht mehr "aufgesogen" etc.).

Mein Eindruck ist weiterhin dass auch der (nicht so stark in Mitleidenschaft gezogene / intaktere) Lack am restlichen Fahrzeug von der Leinölbehandlung profitiert hat:
Kleinere zuvor sichtbare Macken/Kratzer im Lack sind verschwunden, er wirkt insgesamt aufgefrischt und hat jetzt wieder einen durchgehend einheitlichen, mattseidigen Glanz.
Weiterhin bewirkt das Leinöl für mein Gefühl irgendwie eine Art "leichte Tiefenwirkung", die mich an Holz, welches man mit Antikwachs behandelt hat, erinnert: Die Blechstrukturen der Karosserie (Sicken etc.) treten nach meinem Empfinden etwas deutlicher als zuvor hervor (Ich weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll).

Insgesamt hat sich das Erscheinungsbild zwischen dem frisch aufgetragenen Leinöl und dem jetzt ausgehärteten Zustand in meinen Augen nicht (oder wenn dann nur unmerklich) verändert: D.h. so, wie es direkt beim / nach dem Auftragen aussieht, so bleibt es dann auch in etwa (!!!).

Man kann glaube ich aktuell folgende Empfehlungen aussprechen (insbesondere auch unter Berücksichtigung des erzielten Ergebnisses von Nordsee-Iltis):
1. Da Leinöl (zumindest) einen mattseidigen Glanz hinterlässt würde ich von der Behandlung stumpfmatter Lacke (-> VWs der Bundeswehr) eher abraten. Es ist meines Erachtens - wenn dann - eher zur Auffrischung seidenmatter (-> belgische Bombardiers) bzw. glänzender Lacke (-> zivile VWs) geeignet.
2. Die Stärke des Glanzes des Leinöls hängt nach meinen Eindrücken direkt von der Menge des Auftrags ab -> Weniger ist dabei womöglich oftmals mehr.

Ich habe nur wenig Leinöl verwendet und das gut verteilt / verrieben und bin aktuell sehr zufrieden mit dem an einem Bombardier erzielten Ergebnis.

Ich werde berichten, wie die Lanzeiterfahrungen aussehen (Beständigkeit etc.)

Gruß
Lillifee :)-D

P.S.:
Zitat von: Lanci
wieviel von dem Öl habt ihr für Eure Frechtchen verbraucht? Das Öl müßte eigentlich sehr ergiebig sein, oder?
siehe http://forum.vw-183.de/phorum_old/read.php?3,21339,21468#msg-21468
Zitat von: Stoffel
Leinölfirnis getränkte Lappen können sich selbst entzünden
Guter Hinweis! Steht auch auf jeder Leinöl(firnis)-Dose drauf.