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Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß

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Lancelot:
Hallo Prinzessin,

da kannst Du theoretisch auch Fluid Film Liquid A nehmen. Das ist ja auch Wollfett und geliert unter Feuchtigkeit. Wird ja auch zur Konservierung von Wassertanks bei Schiffen empfohlen.

Gruß

Alexander

Lillifee:

--- Zitat von: Housil ---8Std?! Ist dir arg langweilig im Urlaub?! :D
--- Ende Zitat ---
Eile mit Weile: Mir passiert häufiger dass - wenn ich eine Dose Farbe aufgemacht habe - einer dieser modernen Lacke bereits ausgetrocknet ist bevor ich meinen Pinsel das erste Mal hineinstecken konnte ... 8-);)
Nein - So war es hier nicht :D: Ich saß natürlich 8 h nur daneben und habe akribisch den Trocknungs-/Aushärtungsprozess beobachtet.

--- Zitat von: Lancelot ---da kannst Du theoretisch auch Fluid Film Liquid A nehmen. Das ist ja auch Wollfett und geliert unter Feuchtigkeit. Wird ja auch zur Konservierung von Wassertanks bei Schiffen empfohlen.
--- Ende Zitat ---

Wie Eure edle Ritterlichkeit wissen sollten scheidet das aus: Eure Prinzessin ist schließlich Vegetarierin. :P
Im Ernst, Alexander: Härtet das Liquid A (in überschaubarer Zeit) aus?

Ich habe mich in der Zwischenzeit nämlich noch ein wenig über Leinöl/-firnis schlau gemacht (Aus http://de.wikipedia.org/wiki/Lein%C3%B6l#Farb-_und_Anstrichmittel und http://de.wikipedia.org/wiki/Lein%C3%B6lfirnis):


--- Zitat von: wikipedia ---Farb- und Anstrichmittel

Leinöl war und ist das wichtigste Bindemittel für Ölfarben noch vor anderen aushärtenden Ölen (wie Mohnöl, Walnussöl). Die Eigenschaften sowohl als Bindemittel als auch als Konservierungsmittel machen Leinöl zur Grundlage der seit Jahrhunderten bewährten Leinölfarben. Die ersten bekannten Erwähnungen des Gebrauchs von ölgebundenen Farben für die Kunstmalerei finden sich in Herstellungsrezepten aus dem 8. Jahrhundert; die Farben bestehen heute vorzugsweise aus gekochtem Leinöl und Pigmenten und enthalten je nach beabsichtigter Anwendungstechnik auch Verdickungsmittel wie Aluminiumstearate zur Erhöhung der oder Abbinde-Beschleuniger).
Das Volumen von Ölfarbe nimmt durch Oxidation (Aufnahme von Sauerstoff) zu, im Gegensatz zum Volumen von Acrylfarbe, das beim Trocknen abnimmt. Deshalb können bindemittelreiche Ölfarbschichten darüber liegende bindemittelarme Farbschichten sprengen, was zur ölfarben-typischen Rissbildung führt: Sie ist daran zu erkennen, dass nur jeweils die obere Farbschicht gerissen und die darunterliegende unversehrt zu sehen ist. Diese Art von Rissen wird als Schwundriss bezeichnet, zur Unterscheidung von den Altersrissen, die bis zum Malgrund (Holzplatten oder Leinwand) hinabreichen. Oft verursacht zu hoher Bindemittelanteil »Speckigwerden«: Dabei wirft die Malschicht durch ihre Ausdehnung Falten, sie bildet also Runzeln, die meist in den dunkleren Partien von Bildern zu beobachten sind, weil die gebräuchlichen dunklen Farbpigmente (braune Erden, Ruß oder Kohle) eine relativ geringe Teilchengröße (um 1 µm) aufweisen und dadurch mehr Bindemittel bedürfen als gröbere Pigmentteilchen.
Der Bindemittelbedarf eines Pigments wird durch die Ölzahl ausgedrückt, einer international genormten Kennziffer (ISO 787 Teil 5), die beschreibt, wie viel Gramm Lackleinöl benötigt werden, um 100 Gramm eines Pigments zu einer zusammenhaltenden, kittartigen Substanz anzuteigen.

Konservierungsmittel

Leinöl ist ein natürlicher Holzschutz und wird seit Jahrhunderten für die Imprägnierung von Holz (Fachwerk, Fenster, Türen, Holzfassaden), Putz, Stuck, Mauerwerk und Terracotta verwendet. Es ist wasserabweisend, jedoch dampfdiffusionsoffen und dringt im Gegensatz zu anderen Bindemitteln (Acrylaten) tief ins Holz ein und polymerisiert im Innern des Holzes zu einer sehr stabilen Verbindung. Die Eindringtiefe und damit die konservierende Wirkung steigt mit der Fließfähigkeit des Öls und wird daher durch Erwärmung oder die Verwendung sauberer und damit dünnflüssigerer Ölqualitäten verbessert. Leinöl ist auch im Außenbereich bei starker Wetterbelastung als Holzschutz geeignet.
Runzel- und Rissbildung werden bei Bau und Handwerk durch mehrmaliges dünnes Aufbringen von Anstrichen und etwa zweitägiges Durchhärten jedes einzelnen Anstrichs vermieden. Jeweils einige Stunden nach dem Anstrich wird noch nicht eingezogenes Öl mit einem Lappen oder Pinsel abgenommen und verteilt. Besonders tief dringt reines, kalt gepresstes, rohes (nicht gekochtes) Leinöl ein, es eignet sich daher am besten zum Grundieren. Gekochtes Leinöl hingegen eignet sich am besten für den Schlussanstrich und zur Farbenherstellung, da es schneller aushärtet und stärker glänzt.
Um den Aushärtungsvorgang (das heißt die Polymerisation) zu beschleunigen, wird Leinöl unter Luftabschluss verkocht. Dadurch entsteht eine anpolymerisierte Form des Öls, das sogenannte Hartöl. Im Handel ist es unter dem Begriff 'Lackleinöl' erhältlich.
Werden diesem zusätzlich Beschleuniger (Sikkative, also Polymerisations-Katalysatoren, oft Zirkon- und Kobalt-Salze) beigesetzt, erhält man den Leinölfirnis. Der Begriff kommt aus dem Französischen (von 'le vernis' = Lack). Ein solcher Firnis härtet zwar schneller (Tage bis Wochen) aus, dringt aber unverdünnt nicht so tief ins Holz ein. Daher verwendet man Lösemittel (Terpenen) zur Verdünnung. Der Holzschutz ist folglich weniger wirksam als bei Verwendung von unverdünntem, kaltgepresstem, rohem Leinöl. Das wiederum lässt sich nicht überall verwenden, weil es nur über sehr lange Zeiträume aushärtet. Die Oberflächen bleiben in dieser langen Phase empfindlich für Staub und Berührung.
Zur Konservierung kann Leinöl mit oder ohne Pigmentbeimischung verwendet werden. Bei hohem Pigmentanteil sind auch helle Farbtöne ein guter UV-Schutz. Hoch pigmentierte Leinölfarben können mit bis zu 10 Volumenprozenten kaltgepresstem, gekochtem Leinöl verdünnt werden.
Leinöl ist ein Bestandteil des Anstrichmittels Labsal, eines Schutzanstrichs aus Wurzelteer, Leinöl und einem Sikkativ (Trocknungsbeschleuniger). Dieser wurde in der Schifffahrt zur Konservierung von Naturfasertauwerk und umwickelten Stahltrossen, teilweise auch von Holz, eingesetzt.
Im Mittelalter wurde Leinöl als Korrosionsschutzmittel für Rüstungen und Waffen verwendet. Das Verfahren hat jedoch mit dem (Schwarzbrennen) nichts zu tun. Man verwendete es früher auch im Fahrzeugbau. Heute kehrt man in Oldtimerkreisen, in der Denkmalpflege und beim gesunden Bauen wieder zu dieser ungiftigen Art der Konservierung zurück. Das Öl bildet eine wasserunlösliche Verbindung mit Fe3+-Ionen im Rost. Zusätzlich bildet das Öl nach dem Abbinden einen rissfreien Überzug.
Durch den Zusatz von Blei(II,IV)-oxid (Pb3O4) zu Leinöl entsteht Mennige (Bleimennige), ein klassisches und hoch wirksames, aber giftiges Korrosions- und Holzschutzmittel, das schon von den Phöniziern um 700 v. Chr. zur Konservierung von Schiffen sowohl innen als auch außen angewendet wurde. Dabei wirkte das Blei giftig und bewuchshemmend in der Außenschicht und als Fungizid im Innenbereich. Die Verwendung des Bleioxids ist jedoch nur noch mit Ausnahmegenehmigung – beispielsweise für Restauratoren – zulässig. Deshalb wird bei modernem Holz- und Rostschutz mit Leinölfarbe statt des giftigen Bleioxids heute Eisen(III)-oxid verwendet. Diese rote Eisenmennige ist ungiftig. Die schimmel- und pilzhemmende Wirkung wird durch die Beigabe von Zinkweiß erreicht.
--- Ende Zitat ---



--- Zitat von: wikipedia ---Der Leinölfirnis ist ein Anstrichmittel, das nach dem Aushärten eine klare, wasserabweisende Schutzschicht aus Linoxin bildet. Diese wird als Firnis oder ebenfalls als Leinölfirnis bezeichnet; der Begriff kommt aus dem Französischen von 'Vernis', was 'Lack' bedeutet. Das Anstrichmittel auf Basis von Leinöl wird vor allem für Holz im Innen- und Außenbereich, aber auch für andere Materialien verwendet. In der Ölmalerei werden häufig Ölfarben aus pigmentiertem Leinöl und verschiedenen Zusätzen erzeugt, die auf der Leinwand zur Ausbildung einer Firnisschicht führen.
Der Leinölfirnis wird aus Leinöl und weiteren Zusätzen wie Sikkativen (Trocknungsmittel), hergestellt und ist honiggelb und leicht dickflüssig. Reines Leinöl kann ebenfalls einen Leinölfirnis ausbilden, wird wegen der langen Trocknungszeit aber seltener verwendet.

Aushärtung

Leinöl trocknet nicht im herkömmlichen Sinne des Verdunstens, sondern härtet durch Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft, also Oxidation, aus. Das Sauerstoffatom „bricht“ zwei Doppelbindungen an den Fettsäureresten auf und bildet an dieser Stelle Sauerstoffbrücken zwischen diesen Fettsäureresten. Diese chemische Reaktion vernetzt die Ölmoleküle zu Triacylglycerin miteinander. Die Triacylglycerine enthalten jeweils drei Fettsäurereste, wie beim Leinöl vor allem die Reste der Fettsäuren Linolensäure und in kleineren Anteilen Ölsäure und Linolsäure. Diese besitzen sodann ein bis drei Doppelbindungen und bieten so räumliche Verknüpfungen der Einzelmoleküle. Es handelt sich damit um eine Form der Polymerisation. Bisher ist der Aushärtungsprozess noch nicht vollständig verstanden. Bei reinem Leinöl dauert das Aushärten je nach Schichtdicke und Untergrund mehrere Tage. Leinölfirnis härtet durch die katalysierende Wirkung der beigemischten Sikkative bereits nach 24 Stunden (bei 20 °C).

Korrosionsschutz

Leinölfirnis kann durch seine Haftung auf dem Untergrund zur Behandlung von Holz, Metallen und anderen Materialien verwendet werden. Nach dem Aushärten bildet Leinölfirnis eine zähelastische, wasser- und witterungsbeständige dünne Schicht. Diese dient als Schutz vor Korrosion und ist ein Holzschutz für den Innen- und Außenbereich. Aufgrund dieser Eigenschaften wird Leinölfirnis im Bootsbau und zur Behandlung von Möbeln (Tisch- und Küchenarbeitsplatten) verwendet. Da Leinölfirnis mit beliebigen Lacken überstrichen werden kann, ist es auch als Grundierung verwendbar.
--- Ende Zitat ---


Aus Korrosionsschutz am Kölner Dom; Lehrstuhl Bauphysik Universität Dortmund; Amin Subh, Carsten Linka:

--- Zitat von: Subh/Linka ---Der Dachreiter wurde zwischen 1855 bis 1861 gebaut
[...]
Die Eisenkonstruktion ist 6,15 m hoch und besteht aus:
- Walzeisen
- Unterbau aus Gußeisen
[...]
Vorhandener Korrosionsschutz:
Bei der Herstellung: Grundanstrich: Leinöl mit Bleipulver
Bei der Montage: Verbesserung der Grundierung: Leinöl mit Bleipulver
Nach der Montage:
Grundanstrich: Leinöl mit Bleimennige
Deckanstrich: Leinöl mit Lithopone
Kommentar: Handentrostung, Pinselanstrich
[...]
Beurteilung des Korrosionsschutzes:
Untersuchungen ergaben:
Gute Korrosionsschutzanstriche auf der Basis:
- Leinöl als Bindemittel
- Bleipulver als Aktivpigment (gilt auch heute noch als unübertroffen
--- Ende Zitat ---


Da ich für meinen Anwendungsfall vor allem ein Bindemittel benötige, um die noch vorhandenen Farbpigmente des alten, verwitterten Lackes (wieder) zusammenzuhalten, scheint mir der Tipp mit dem Leinöl durchaus sinnvoll -> Ich bin gespannt auf die Langzeitwirkung.  

Siehe gegebenenfalls auch entsprechende Diskussionen in anderen Foren:
http://www.rostschutz-forum.de/showthread.php?tid=106
http://www.unimog-community.de/index.php?name=PNphpBB2&file=printview&t=2164&start=0
...

Gruß
Eure Prinzessin

Lillifee:
Habe noch ein bißchen weitergeforscht: Leinöl(firnis) wird offensichtlich z.B. gerne in der Trecker- (siehe z.B. oder oder ...) und der Rat-Look-Szene angewendet.

Weiterhin musste ich leider feststellen, dass ich offenbar wieder einmal im verkehrten Baumarkt eingekauft hatte :?:

;)

Ergänzend zum Thema siehe evtl. auch http://www.schrauberseite.de/schrauberseite_patina.html, http://bmw-einzylinder.de/forum/index.php?topic=8341.0, http://www.unimog-community.de/index.php?name=PNphpBB2&file=viewtopic&t=27374, ...

Gruß
Lillifee

Nordsee-Iltis:
Moin Moin,
ich fand den Beitrag so interessant, dass ich es an meiner Ilse umgehend ausprobiert habe.. Vor 2 Tagen aufgetragen und .. einfach toll..so glänznd und gepflegt sah die alte Ilse noch nie aus..
Bloss jetzt finde ich es nicht mehr so toll..der Firnis ist trocken..aber die Ilse glänzt noch immer.. hochglanzpoliert..sieht aus wir tarn-Metallic..
ich befürchte fast, der matte Effekt des Lackes ist hin.. das wäre dann weit übers das Ziel hinausgeschossen.. Peinlich.. Hochglanz-Tarn Effekt..
Bei jedem Treffen wäre meine geliebte Ilse die Lachnummer schlechthin..
Was mache ich nun?
Ich hoffe, man kann erkennen, wie glänzend sie dasteht..

Lanci:
Hallo zusammen,

wieviel von dem Öl habt ihr für Eure Frechtchen verbraucht? Das Öl müßte eigentlich sehr ergiebig sein, oder?

183 herzliche Grüße

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