Iltis-Forum > Akute technische Probleme/Fehler und deren Lösungen

Selbstversuch: Lackerhaltung mit Leinölfirniß

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Yetie71:
Hallo, ich glaub ich kann dich beruhigen! Nimm einfach einen Schlauch und Shampoo und wasch dein Auto. Das Leinöl ist laut einem Bericht hier nicht wasserresistent.

Lillifee:
Oh - Das tut mir leid, Ingo.

Ich würde es erst einmal mit dem Tipp von Yetie71 versuchen.

Wenn das Leinöl / der Leinölfirnis bei Dir bereits ausgehärtet ist wird es aber möglicherweise schwer - Auf die Schnelle habe ich das hier gefunden:
http://heimwerker.x-sites.de/PNphpBB2-printview-t-492-start-0.phtml
http://www.woodworker.de/forum/leinoelflecken-entfernen-t8294.html
http://meinews.niuz.biz/wie-t214299.html?s=ebec24119bf3cbc3faaf7f7fe5761fa7&
...
-> Also wenn Yeties Tipp nicht funktioniert dann evtl. mit Terpentin oder Natronlauge.
Aber Warnung: Das kann gleichzeitig Deinen Lack angreifen -> Probiere es erst an einer unauffälligen Stelle aus.

Interessehalber: Deiner scheint tatsächlich stark zu glänzen - Wieviel Leinöl(firnis) hast Du denn aufgetragen?
Also mein 0,75l-Eimer ist aktuell noch etwas mehr als dreiviertel voll -> Ich habe mit ca. 0,2 l Leinölfirnis
- einen Anhänger komplett (auch von unten) sowie
- einen Iltis (von außen) eingerieben
und bin direkt anschließend (= über das noch unausgehärtete Leinöl) mit sauberen Tüchern nochmal drüber.
So, wie diese Lappen bei mir danach aussahen, habe ich mit denen bestimmt auch noch einmal wieder die Hälfte von dem zuvor aufgetragenen Firnis
wieder abgewischt (Am WE wollte ich einen Zwischenbericht mit aktuellen Zustandsbildern hier einstellen).

Gruß
Volker

Lillifee:
Evtl. noch ergänzend - Aus http://www.chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/material/gestaltungs_technik/lacke_und_farben.pdf:


--- Zitat ---2.2.3 Ohne Bindemittel kein Lack

Bindemittel sind unverzichtbar und damit der wichtigste Bestandteil eines Lackes. Sie bilden nach dem Trocknen den harten und beständigen Lackfilm. Während ein Lack immer ein oder mehrere Bindemittel enthält, können andere Bestandteile je nach Lackart oder Verwendungszweck fehlen. So enthält ein Klarlack keine farbgebenden Pigmente, und ein Pulverlack ist frei von Lösemitteln. Um den chemischen Aufbau und die Anforderungen an die Eigenschaften von Bindemitteln zu verstehen, ist es zweckmäßig, zunächst zu betrachten, was geschieht, wenn sich aus dem flüssigen Lack ein Lackfilm bildet, der trocknet und aushärtet.

Löst man ein Harz, z. B. Schellack, in einem Lösemittel und streicht die Lösung auf einen Untergrund, bildet sich zunächst ein flüssiger Film. Dieser wird nach dem Verdunsten des Lösemittels spontan fest und hart. Das Bindemittel
– meist eine Verbindung mit hoher molekularer Masse – verändert sich chemisch nicht, es ist im lösemittelfreien Zustand bei Raumtemperatur ein amorpher, glasartiger Feststoff. Da nur physikalische Vorgänge ablaufen, wird das Verhalten als physikalische Trocknung bezeichnet. Durch Lösemittel kann der Lackfilm wieder verflüssigt werden.

Führt man den gleichen Versuch mit Leinöl durch, welches flüssig und ohne Lösemittelzusatz verstreichbar ist, so bleibt der aufgestrichene Film sehr lange flüssig und klebrig. Erst nach Tagen bildet sich eine feste Schicht, die  allmählich hart und klebfrei wird. Sie ist auch in Lösemitteln nicht mehr löslich. Der Film entsteht durch eine chemische Reaktion, die durch UV-Licht oder durch Zugabe von Kobalt-, Blei- oder Mangansalzen beschleunigt werden kann.
--- Ende Zitat ---


(Hervorhebungen von mir; Anmerkung: Durch "Zugabe von Kobalt-, Blei- oder Mangansalzen" zu reinem Leinöl erhält man Leinöl-Firnis)

Leinöl ist ein Bindemittel: Ein Bindemittel verleiht dem Lack seine dauerhafte Stabilität ("Härte", "Unenmpfindichkeit", ...).

Von daher tut es mir zwar leid es sagen zu müssen, Ingo - Aber ich befürchte ofen gesagt, dass ein Entfernen nicht so einfach werden wird, falls das Leinöl schon polymerisiert ist
(Am Kölner Dom haben die aufgetragenen Leinöl-Anstriche schließlich auch nicht grundlos mehr als ein Jahrhundert den Witterungseinflüssen getrotzt - s.o.) ... 8-)


Gruß
Volker

Stoffel:
Hallo,

ich habe auch ein wenig herumgestöbert und bin dabei auf die Sicherheitshinweise gestoßen.

http://www.heiko-rech.de/download/pdf/verarbeitung_von_leinoelfirnis.pdf

Punkt 8 Sicherheitshinweise


--- Zitat von: heiko-rech.de ---

Selbstentzündungsgefahr
Mit Leinölfirnis getränkte Lappen, Schwämme und Pinsel
können sich selbst entzünden. Dies kommt durch die Wärme, die
bei der chemischen Reaktion entsteht, welche das Aushärten des
Öls herbeiführt.
Die Gefahr der Selbstentzündung steigt, wenn man Lappen
zusammenknüllt, oder Schwämme verwendet, da hier sehr viel
Wärme auf kleinem Raum entsteht und diese nicht entweichen
kann.
Man sollte daher höchste Vorsicht walten lassen und solche
Lappen oder Schwämme nicht einfach so zusammengeknüllt in
die Ecke legen, sondern entweder luftig aufhängen, so dass sie
trocknen können und die Wärme entweichen kann, oder aber
Luftdicht verschließen, um die chemische Reaktion komplett zu
unterbinden.


--- Ende Zitat ---


Nur so als Tipp, damit nicht die Garage und das Auto anschließend in Flammen steht.

Grüße aus Münster

Markus

Lillifee:
Ausgangszustand:


--- Zitat von: Lillifee ---
--- Ende Zitat ---


Aktueller Zustand (08.09.2012):

Das Leinöl ist ausgehärtet (Es fühlt sich nirgendwo mehr klebrig oder so an):







Das Ergebnis der Behandlung des vorher stark auskreidenden Lacks an Motorhaube / Windfang ist besser als ich es erwartet hatte: Die Farbpigmente wurden durch das Bindemittel gefestigt und auch vom ganzen Erscheinungsbild her kann man das jetzt meines Erachtens wieder als "Lack" bezeichnen (Wasser perlt z.B. wieder ab und wird nicht mehr "aufgesogen" etc.).

Mein Eindruck ist weiterhin dass auch der (nicht so stark in Mitleidenschaft gezogene / intaktere) Lack am restlichen Fahrzeug von der Leinölbehandlung profitiert hat:
Kleinere zuvor sichtbare Macken/Kratzer im Lack sind verschwunden, er wirkt insgesamt aufgefrischt und hat jetzt wieder einen durchgehend einheitlichen, mattseidigen Glanz.
Weiterhin bewirkt das Leinöl für mein Gefühl irgendwie eine Art "leichte Tiefenwirkung", die mich an Holz, welches man mit Antikwachs behandelt hat, erinnert: Die Blechstrukturen der Karosserie (Sicken etc.) treten nach meinem Empfinden etwas deutlicher als zuvor hervor (Ich weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll).

Insgesamt hat sich das Erscheinungsbild zwischen dem frisch aufgetragenen Leinöl und dem jetzt ausgehärteten Zustand in meinen Augen nicht (oder wenn dann nur unmerklich) verändert: D.h. so, wie es direkt beim / nach dem Auftragen aussieht, so bleibt es dann auch in etwa (!!!).

Man kann glaube ich aktuell folgende Empfehlungen aussprechen (insbesondere auch unter Berücksichtigung des erzielten Ergebnisses von Nordsee-Iltis):
1. Da Leinöl (zumindest) einen mattseidigen Glanz hinterlässt würde ich von der Behandlung stumpfmatter Lacke (-> VWs der Bundeswehr) eher abraten. Es ist meines Erachtens - wenn dann - eher zur Auffrischung seidenmatter (-> belgische Bombardiers) bzw. glänzender Lacke (-> zivile VWs) geeignet.
2. Die Stärke des Glanzes des Leinöls hängt nach meinen Eindrücken direkt von der Menge des Auftrags ab -> Weniger ist dabei womöglich oftmals mehr.

Ich habe nur wenig Leinöl verwendet und das gut verteilt / verrieben und bin aktuell sehr zufrieden mit dem an einem Bombardier erzielten Ergebnis.

Ich werde berichten, wie die Lanzeiterfahrungen aussehen (Beständigkeit etc.)

Gruß
Lillifee :)-D

P.S.:

--- Zitat von: Lanci ---wieviel von dem Öl habt ihr für Eure Frechtchen verbraucht? Das Öl müßte eigentlich sehr ergiebig sein, oder?
--- Ende Zitat ---
siehe http://forum.vw-183.de/phorum_old/read.php?3,21339,21468#msg-21468

--- Zitat von: Stoffel ---Leinölfirnis getränkte Lappen können sich selbst entzünden
--- Ende Zitat ---
Guter Hinweis! Steht auch auf jeder Leinöl(firnis)-Dose drauf.

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